Forum Bürgerschaftliches Engagement
Vision und Grundsätze zu Inklusion
Die folgenden Überlegungen dienen dazu, die Sensibilität für das Thema zu schärfen und Erfahrungen mit dem Thema Inklusion auszutauschen.
Die Ergebnisse des Dialogs werden in der Öffentlichkeit vorgestellt.
Stand 18. Juli 2014
Präambel
Inklusion bedeutet einen Zustand der selbstverständlichen Zugehörigkeit aller Menschen zur Gesellschaft, verbunden mit einer uneingeschränkten Teilnahme in allen ihren Bereichen. Der Zugang zu Bürgerschaftlichem Engagement eröffnet Menschen die Möglichkeit, die eigenen Handlungsspielräume zu erweitern und wirkt auf diese Weise Ausgrenzung entgegen. Bürgerschaftliches Engagement sollte daher allen Menschen zugänglich sein. Ausgrenzungen, die auf gesellschaftlichem Status, Bildungsstand, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit basieren, sind kritisch zu reflektieren und abzubauen.
Warum ist Inklusion bisher nicht selbstverständlich?
In unserer Gesellschaft sind viele Gruppen an den Rand gedrängt und/oder von Bildung, Wohlstand, eigenständiger Sicherung des Lebensunterhalts, gesundem Leben oder gesellschaftlicher Einflussnahme ausgeschlossen. Die zunehmende Globalisierung des kapitalistischen Wirtschaftssystems und die maximale Leistungsorientierung treiben die Spaltung der Gesellschaft weiter voran. Diese Ungerechtigkeiten, die in individuellen Verschiedenheiten und strukturellen Bedingtheiten begründet sind, müssen immer wieder thematisiert werden.
Die Initiatoren, Förderer und Unterstützer des Bürgerschaftlichen Engagements fragen vor diesem Hintergrund, was Inklusion für ihr Themenfeld und die Stadtgesellschaft bedeutet.
Auffällig ist, dass Randgruppen überwiegend als Empfänger freiwilliger Hilfeleistungen gesehen werden. Als aktiv Gestaltende und potentiell Helfende, als freiwillig oder ehrenamtlich Unterstützende treten sie dagegen noch viel zu selten in Erscheinung.
Die Vision für das Bürgerschaftliche Engagement
Das Netzwerk Forum Bürgerschaftliches Engagement in München orientiert sich an folgender Vision:
München ist eine solidarische Stadtgesellschaft in der Verantwortung aller Bürgerinnen und Bürger. Die selbstverständliche Teilnahme am Bürgerschaftlichen Engagement ist Teil der inklusiven Stadtgesellschaft. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, kultureller und sozialer Herkunft, Sprache, Behinderung, Krankheit, Weltanschauung sowie sexueller Orientierung sollen Menschen in München sich mit ihrer Stadt identifizieren und dies auch in einem Bürgerschaftlichen Engagement ausdrücken können.
Unsere Bürgergesellschaft braucht die Fähigkeiten, Kenntnisse, Tatkraft und Energie aller gesellschaftlichen Gruppen. Die konkrete Teilnahme aller am gesellschaftlichen Leben, politische Partizipation und der Zugang zu dafür nötigen Ressourcen sind gleichberechtigt gewährleistet. Dies sicherzustellen liegt in der Verantwortung der gesamten Stadt.
Die Mitglieder des Forum BE sind sich dessen bewusst, dass dies ein langer und mühsamer Weg ist. Auftretende Widerstände und Zumutungen werden respektiert. Es ist unzureichend, allein auf der Ebene der alltäglichen Praxis des Bürgerschaftlichen Engagements Inklusion zu ermöglichen. Parallel dazu ist es erforderlich, auf der politischen Ebene Entscheidungen zu beeinflussen und strukturelle Veränderungen voranzutreiben.
Grundsätze „Selbstverständlich freiwillig“
Engagement macht stark und stärkt das Selbstbewusstsein. Es bietet die Chance, die Gesellschaft mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen.
Menschen, die bisher oft vielfältige Unterstützung im Alltag brauchen, können selbst zu aktiven Helferinnen und Helfern werden. Sie erleben es, gebraucht zu werden, etwas geben zu können, andere Menschen zu treffen und etwas Neues zu lernen. Der Spaß am Engagement und das Erleben, etwas Sinnvolles zu tun, sollen allen gesellschaftlichen Gruppierungen offenstehen. Wer sich engagiert, tut etwas für sein Wohlbefinden und seine Gesundheit. Aktiv für andere zu werden, ist ein Weg zu Gleichberechtigung sowie Teilhabe an der Gesellschaft und erweitert Handlungsspielräume.
Inklusion setzt die Anerkennung gemeinsamer freiheitlich-demokratischer Normen und Regeln voraus.
Inklusion ist Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft und ein Prozess der gegenseitigen Verständigung und des Aushandelns von Interessensgegensätzen. Inklusion stärkt die Solidarität in der Stadt.
Inklusion setzt die soziale Orientierung und die Öffnung sowie die Kreativität von Institutionen des Bürgerschaftlichen Engagements voraus, Inklusion zu verringern. Sie nutzt die vorhandenen Potenziale der Münchner Bürgerinnen und Bürger.
Angestrebt werden die Veränderung von Strukturen und das Sicherstellen von Chancengleichheit. Um dieses Ziel zu erreichen, sind alle Beteiligten aufgefordert, bei sich selbst anzufangen. Entscheidend sind ein bewusstes Wahrnehmen und Anerkennen von Ängsten, Unsicherheiten und gedanklichen Barrieren. Inklusion als Querschnittsthema betrifft sowohl die Institutionen im BE als auch die Entscheidungsträger, die günstige Rahmenbedingung zum Abbau von Ausgrenzungen schaffen können.
Vielfalt ist normal und der Blick richtet sich auf das, was Menschen können und wozu sie fähig sind. Das Anderssein von Menschen ist ein Gewinn für alle. Es bereichert unser Zusammenleben und bringt neue Ressourcen und Fähigkeiten in das Bürgerschaftliche Engagement. Indem alle Menschen entsprechend ihrer Möglichkeiten aktiv werden können, trägt dies auch dazu bei, die weitgehend akzeptierte Leistungsorientierung zu hinterfragen und unsere Gesellschaft zu entschleunigen.
Bisherige Errungenschaften wie zielgruppenspezifische Angebote, integrative Maßnahmen - oder Quoten - sind eine notwendige Strategie auf dem Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft. Sie sind daher für eine Übergangszeit weiter erforderlich.
Das Positionspapier zu Inklusion ist hier zum Download FöBE_Inklusion_BE